- Ein Bund Lauchzwiebel für 19 Cent
- Ein Broccoli (500g) für 39 Cent
- Ein Bund Radieschen für 9 Cent
- Ein Wiesenhof Privathof Huhn für 6,27 Euro minus 30% Rabatt
Da versuchen einen die Reportagen des öffentlich rechtlichen Fernsehens und Artikel in der Presse dafür zu sensibilisieren, dass man für die Lebensmittel zugunsten der Nachhaltigkeit und fairem Lohn aller in der Produktionskette stehenden Menschen mehr Geld ausgeben soll und was macht der Kerle? Er profiliert sich an der Überproduktion der Nahrungsmittelindustrie.
Zudem habe ich dann noch zum Ärgernis der wie wild postenden veganen Internetgemeinde ein Tier gekauft. Das ist aus deren Bewertung gleich doppelt schlimm: Zum einen ein Huhn essen und zu alledem vom massiv unter Kritik sämtlicher Medien (beispielsweise empfehlenswert, diese ARD Reportage) stehenden Großkonzern Wiesenhof.
Dort stiehlt sich der Eigentümer Paul-Heinz Wesjohann in Berichten und Artikeln immer mit dem Satz "Ich bin Unternehmer und richte mich nach dem Konsumenten" aus der Verantwortung. Hier ein exemplarischer Artikel.
Das interpretiere ich frei als: "Jaaa, ich hab ja auch eine Sparte mit Hühnern, die besser gehalten werden. Aber die läuft nicht so gut. Deswegen, mach ich so weiter, wie bisher." So bleibt also das in jeder Reportage als Schlusswort gehaltene Plädoyer: "Der Kunde entscheidet durch sein Kaufverhalten, wie es weiter geht".
So beobachte ich immer das Wiesenhof Privathof Huhn, welches zumindest mit dem Tierschutzlabel wirbt, wenn ich im Netto einkaufe. Immer mit dem oben genannten Spruch im Hinterkopf und analysierend, ob sich die Kunden daran orientieren. Offensichtlich nicht, denn an diesem Huhn prangt doch oft das "30 %" Rabatt Schild, weil es sich dabei nun mal nicht um Tiefkühlware handelt und der letzte Tag des Mindesthaltbarkeitsdatums erreicht ist.
Da denk ich mir dann immer: "Kritik und Boykott an Wiesenhof hin oder her. Bevor die das Huhn heute entsorgen, nehm ich es mit und hau es bei mir in den Ofen." Von daher muss ich mir selbst massive Doppelmoral vorwerfen :-/
Den Tod des Tieres zumindest noch durch dessen Verzehr gewürdigt, anstatt es in der Tonne vergammeln zu lassen.
Makaber und rational kühl und dennoch nicht unwahr. Zumindest ist diese Produktserie nach meinem Ermessen qualitativ über dem sonstiger Supermarkt-Hühner.
Ebenso finde ich es schon krass, dass ein Bund mit über 15 großen Radieschen für 9 Cent weggeht, weil das nun mal weniger als 1 Cent pro Radieschen ist. Und wenn ich überlege, wie viel Arbeit dennoch hinter Aussaht, ziehen, Ernte, Transport stehen, ist auch das krass. Dennoch habe ich beim Gemüse besonders beherzt zugegriffen.
Um für mich zu sprechen: Es ist ein krasser Spagat zwischen Bio-Selbstversorgung und spanischem Discount-Gemüse. Verrückte Welt...