Sonntag, 20. März 2016

Letzter Arbeitstag - FSK 18 Version

Warnung. Die Ausführung meines letzten Arbeitstages kann abstoßende, geschmacklose und gewalttätige Schilderungen beinhalten, die manche Leser verunsichern können.

Da war er nun, nach mehr als 10 Jahren angekommen. Der letzte Arbeitstag in der alten Firma. "Laptop und Chip abgeben und dann war's das", hieß es im Vorfeld. Dennoch (so baten mich meine zwei Stammleser aus der Firma) sollte ich doch gerne berichten, wie es im neuen Job ist.

Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dies konsequent zu tun. Wie möchte man denn die Betriebsinterna der neuen Firma so abstrahieren, dass keiner Rückschlüsse auf interne Abläufe schließen kann. Wie soll man ein Feedback im Blog geben, über das aktuelle Umfeld, ohne sich (bei eventuell auftretender Kritik) um Kopf und Kragen zu reden?

Doch einen kurzen Schwenk aus dem letzten Arbeitstag kann ich hier vielleicht noch nachreichen, obgleich ich nicht mehr alles zusammenbringen werde... Ggf. schmücke ich diese Passagen einfach noch etwas aus. Vielleicht aber auch einfach etwas mehr...

Es war ein sonniger Märzmorgen. Ein letztes mal hielt ich den Chip zum entriegeln der Tür an den Sensor der Außentür. Ob es auf Anhieb klappte, oder wie so oft mit einem piepsenden Signalton und rotem Leuchten, den Zutritt verwährte? Ich weiß es nicht mehr. Auch an diesem Tag fiel mir die Frage, ob ich den Lift oder die verhasste Treppe nehmen sollte nicht schwer. Chip an die Bürotüre gehalten, ein kurzes Warten - pieps - ich konnte eintreten. Der Raum war personenleer. Lediglich das Stachelunkraut meines Kollegen verpassten dem 3 Personenbüro so etwas wie eine unwirtliche Endzeitatmösphäre.

Aber auch dieses konnte mich nicht von meinem Vorhaben abbringen, den gestrig vergangenen Mittwoch abzuhaken. Ich nahm den roten Whiteboardmarker, setzte an und strich die Ziffer "2" durch. Nun sollte er also beginnen... Der am ersten Arbeitstag des Jahres festgelegte letzte Arbeitstag in dieser Firma.

Eine letzte Aufgabe hatte ich noch zu erledigen... Das Dokmentieren meiner VMs. Zwischenzeitlich betrat auch der Kollege Chris das Büro. Unsere Kollegin war an diesem meinem letzten Tag in der Gesellschaft ihrer Sittiche und folglich nicht im Büro. Jedoch wie immer per Chat und Telefon zuverlässig zu erreichen.
Doch es war zu spät. Alle noch offenen Fragen, zu diesem späten Zeitpunkt zu stellen wäre eine Verschwendung an Atemluft gewesen. Zielstrebig öffnete ich die Wiki Seite, auf der ich meine VMs dokumentierte und glich die Doku mit der tatsächlichen Verzeichnisstruktur auf der Platte ab.

Ja... Also,,, So weit so gut... Ich weiss auch net... Also wirklich spannend isses nun wirklich nicht. Aber ich versuch mal, die Spannung etwas in die Höhe zu treiben, denn... Eventuell schmücke ich manche Situationen auch etwas aus.

Die Frage "Hey, Chris. Du sagtest doch der Chef hat für uns einen Laufzettel, den wir für die Übergabe meiner Sachen benötigen. Wie sieht es damit aus?", stellte ich erwartungsvoll in den Raum.
Ein beinahe abgeklärtes "Ich frag ihn mal kurz", das sich nahtlos in die trostlose Stachelpflanzen-Atmosphare einfügte durchschnitt die Stille des noch im Tiefschlaf befindlichen Bürokomplexes.
Ein gewisses Gefühl noch irgendwas erledigen zu müssen überkam mich langsam, als ich visualisierte, dass mein Feierabend - der für den frühen mittag angesetzt war - immer näher rückte. Aber ich hatte alles erledigt. Es war tatsächlich nur das flaue Gefühl, dass diese Zeit bald enden sollte.

In mein Handy Spiel vertieft versuchte ich etwas Zeit totzuschlagen. Doch da! Ein dumpfes, lautes Geräusch, gefolgt von scheppern und klirren. Ich schreckte auf - mein Blick nach rechts auf die Glastüre zum Treppenhaus gerichtet. Ich sah eine Person mit dem Rücken zu dieser Glastüre sitzen - in sich zusammengesackt. Auf höhe des Kopfes einer stehenden Person ein großer Blutfleck, welcher sich nach untenhin in Schlieren fortsetzte und beim Kopf der in sich zusammen gesackten Person endete. Ein weitere Schlag! Dieses mal sah ich wie ein Getränkekasten das Gesicht der zusammengesackten, unbekannten Person traf. Sie sackte nach links weg und verschwand so aus meinem Blickfeld. Ihren Platz nahm der Mann ein, der mir unbekannt war. Er schlug mit einem Zimmermanshammer widerholt gegen die Glasscheibe. Diese splitterte. Ein Spinnennetz aus Glas bedeckte die Türe auf Brusthöhe und verwährte mir den Blick auf das was im Treppenhaus in dieser Höhe passierte. Im unteren - weniger beschädigten Bereich der Türe sah ich, wie der leblose Körper von dem Wahnsinnigen mit dem Hammer weggezerrt wurde. Vermutlich wollte er die Tür nun mit seinem Chip öffnen.

Chris und ich verließen das Büro hastig und schauten nach rechts den Flur entlang. Vom Ende des Flurs an kam ein mit vollen Kisten beladener Sprudelwagen auf uns zugerast. Die restlichen Bürotüren, den Flur entlang waren verschlossen. So gab es nur einen Weg - nämlich zurück in's Büro. Kurz darauf hörten wir den Sprudelwagen mit voller Wucht auf die noch immer verschlossene Glastür bersten. Mit dem Hardwareschrank verbarrikadierten wir unter Anstrengung in den nächsten Sekunden die Tür zum Büro.

"Junge, was war das?", fragte ich Chris. Dieser entgegnete nur ein hastiges "Jetzt ist keine Zeit. Los, hilf mir die Türe noch weiter zu verbarrikadieren."
Wir hörten, wie der Sprudelwagen wieder zurücksetze und der Automatismus zum öffnen der Glastüre betätigt wurde. Das Surren des Motors vermischte sich mit dem bis zum Kopf schlagenden Pochen meines Herzes.
Der Sprudelmann trat gegen die Türe. Er warf sich mit der Schulter dagegen. Doch die Zarge und die durch die Barrikade gesicherte Türe hielt diesen Manövern stand.
Der Sprudelmann schlug nun mit seinem Zimmermannshammer gegen die Türe. Leider waren diese nicht massiv und so hörten wir auch, dass das Holz durchaus unter der Spitze des Hammers nachgab. Eine Feuerleiter gab es auf dieser Seite des Büros nicht - ein weiterer Rückzug war somit ausgeschlossen.

Der Sprudelmann wurde nicht müde, gegen die Türe zu hämmern. Doch... Jetzt war Stille. Die Glastüre wurde wieder betätig. Das erneute Surren des Motors verhieß zumindest eine kurze Verschnaufpause. Denn er hämmerte nicht weiter. Doch sollte das Pochen und Krachen der Türe nach einigen Sekunden wieder - und vor allem intensiver als zuvor - beginnen. Offensichtlich hatte sich der Sprudelmann ein geeigneteres Utensil zum öffnen der Türe besorg. Das Holz barst nun mittlerweile und gab uns zu erkennen, dass der Sprudelmann sich jetzt einer Axt bediente um in's Zimmer zu gelangen. Sein lautes stöhnen und keuchen verriet uns, dass diese Tätigkeit kräftezehrend zu sein schien und zum anderen, dass er mit vollem Engagement dabei war diese Türe zu öffnen.

Er konnte jedoch nicht in's Zimmer eindringen - die bauchhohe Barrikade verbot es ihm, die Türe zu öffnen. "Und nun?", fragte ich sehr unberuhigt in den Raum.
Außer einem "Whaaaat?! Keine Ahnung", konnte aber auch Chris nichts zu dieser Situation beitragen. Ebenfalls hatten wir den Schrank mit den Büroutensilien ebenfalls als Teil der Barikade verwendet und zwar mit der Türenseite hin zum Sprudelmann. Ich hatte meinen Rolli bereits ausgeräumt und in Chris Rolli befanden sich nur noch verschiedene Teesorten, das Elektrotechnikbuch, das ich ihm vermacht hatte und Lakritz. Die einzige Bewaffnung, die sich für uns fand, war die große Schere am Büro-Weihnachtsbaum, der Kleiderständer, der aber auch gefährlich nah an der Türe stand und somit als Instrument der Verteidigung ausschied. Ebenfalls sahen wir noch Glasflaschen. Zwei an der Zahl, sowie Bettis Notbier.

"Ich habe eine Idee", rief ich und entfernte nervös mein Kensingten Schloss vom Laptop. Ich fädelte die Kensingten Schloss Schnur durch die Griffe der Schere und hatte nun zumindest eine quasi unkontrollierbare distanzwaffe. Der Sprudelmann hatte das Loch schon ziemlich stark vergrößert und hiefte sich im Moment mit dem Oberkörper auf den Schrank. Chris nahm den länglichen Kasten mit seiner Stachelpflanze und warf diese Richtung Türe. Mit dem Unterarm wehrte der Sprudelmann jedoch dieses Geschoss ab. Doch die Pflanzen verhedderten sich unvermeidbar dennoch in seiner Hand uns seinem Gesicht, bevor sie nach unten an ihm entlang glitten. So dass sein rot angelaufener und verschwitzter Kopf aussah, wie nach einem Kampf mit 3 Katzen.

Der Sprudelmann hielt sich aufgrund der Krazter kurz das Gesicht, scheinte jedoch keine weiteren Schmerzen zu spüren. Sein weißes Langarm Hemd zeigte jedoch leichte Spuren seines eigene Blutes. "Wenn es blutet, kann man es töten", lehrt uns ein ehemaliger mehrfacher Mister Olympia...

So versuchte ich die Schere zu schleudern und schaffte diese Waffe aufgrund der starren Beschaffenheit des Kensingten Kabels nicht diese zielgerichtet einzusetzen. Der Sprudelmann stützte sich mit den Händen auf dem Schrank ab und zog nun seinen Unterleib durch das Loch in der Türe. "Der ESX Server" rief ich und zeigte zu der Maschine. Chris und ich verwendeten auch diesen zum werfen und trafen den Eindringling an der Schulter. Der ESX Server streifte dabei ebenfalls seine Gesichtshälfte und riss sein Ohr mit ab. Auch schien er leicht benommen, setzte dann seinen Versuch fort - in einer Hand die Axt haltend- sich noch durch das Loch zu zwängen. Sein Kopf war vorn über gebeugt. Das Kensingten schloss hatte ich zuvor bereits durch die Schlaufe gezogen, so dass sich dadurch eine Art Lasso Ergab. Nachdem das mit der Schere schon nicht klappte, ging ich mit ausgestrecktem Arm, die Schlaufe in der Hand auf ihn zu und schaffte es in zu strangulieren. Mit aller Kraft zog ich am Kensingten Schloss Kabel.

Der Sprudelmann schaffte es nun seinen Körper vollends hineinzuhieven, fiel aber von dem bauchohen Büroschrank durch meinen Zug unterstützt herunter auf den Boden Die Axt glitt ihm zuvor nach rechts aus der Hand und sie fiel seitlings der Barrikade hinab, so dass weder er noch wir an diese heran kamen. Dies ermöglichte mir natürlich noch mehr Zug auf die Schlinge auszuüben, welche er mit seinen Händen versuchte zu lockern. Mit aufgerissenen Augen und Mund versuchte er auf dem Rücken liegend auf mich zuzurobben um den Zug auf die Schlaufe zu reduzieren. Chris schaltete schnell, ergriff seine frisch aufgesetzte Tee Thermoskanne, und rammte diese zielsicher mit der Öffnung nach unten in den aufgerissenen Schlund des potentiellen Mörders. Als das Knacken seiner Zähne verhallte rief Chris "Friss Moppelkotze!". Ein lauter Schrei - gedämpft durch die noch immer von Chris heruntergedrückte Teekanne - konnte dem Sprudelkastenmörder (so genannt, nicht weil er Sprudelkasten ermordet, sondern weil er MIT Sprudelkasten den anfangs erwähnten Kerle ermordet hatte) dieser Schrei nur noch als rote Fontäne aus seiner Nase entweichen. Da er mittlerweile nicht mehr versuchte die Schlaufe zu lockern, sondern vielmehr mit seinen verbrühten Schleimhäuten zu kämpfen hatte, nutzte ich die Gelegenheit. Ich griff die Schere welche am anderen Ende des Kensingten Schlosses noch immer eingeschnürt war um die Bedrohung entgültig durch einen beherzten Stich - die volle Länge der Schere ausnutzend - in sein Auge unschädlich zu machen. Ein letztes nach links ausschlagen seines Armes beendete diese grausame Szenarie.

"Puuh. Das war sehr knapp", sagte Chris, völlig außer Atem. "Hast Du denn mittlerweile den Laufzettel erhalten?", fragte ich ihn.
Chris richtete sich auf, lief zu seinem Rechner und sagte: "Jupp, da isse. Moment. Ich drucke sie aus".

Wir füllten den Laufzettel aus. "Wer räumt hier auf?", fragte ich Chris, ihm meine Hilfe anbietend. "Er nahm einen Zettel, legte ihn auf die Brust des Sprudelkastenaxtzimmermannshammermörders" und erwiederte nur trocken "Die Putzfrau wird sich darum kümmern". Auf dem Zettel stand "Bitte entsorgen".

Mittlerweile kamen die Kollegen auch alle von ihrer Kaffeepause zurück, stellten jedoch keine Fragen. Ich gab meinen Chip und Schlüssel ab, wünschte den Kollegen noch ne gute Zeit und verließ die Firma. Auf dem Weg zur Bahn überlegte ich noch: "Hmmm. Komisch. Wo ist denn der Komplize hingekommen, der den Sprudelwagen auf uns zugeschoben hatte und uns so zwang, wieder in das Büro zurückzukehren?"

Na gut na gut... Ich hab geflunkert. Und zwar beginnend mit der Szene als ich in mein Handy vertieft war. Schon alleine da sollte man doch wissen, dass das nicht der Wahrheit entspricht, da ich NIIIEEEMALS während der Arbeitszeit am Handy dadeln würde *hust*. Und das mit dem Sprudelkasten und... Jaaaa. Ne. Also. Is klar, dass das nicht ganz so abgelaufen sein kann, oder? Also so mit mordenden unbekannten Personen, die Sprudelkasten und Hammer als Waffe einsetzen... Hmmm? Nicht glaubwürdig! Erdacht. Ficktief... Ähm Fiktiv. Zu niveaulos und schrecklich, als dass es echt hätte sein können. Zumindest waren die Leute nicht gewalttätig. Manch einer auf dem Stockwerk war zwar nicht in Kenntnis darüber, wie man eine Toilette sauber verlässt, aber agressiv war keiner. Also dann: Gehabt Euch wohl.


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2 Kommentare:

  1. ROFL

    Auf alle Fälle nehme ich die nächsten Tage mein Beil ausm Auto mit hoch ins Büro... man weiß ja nie, wer so alles "vorbeischaut" ;-)

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    1. Deine böse Pflanze reicht doch völlig aus um jeden abzuschrecken ;)

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Onehundredandeiiiightyyyyy

Es gibt nicht viel zu berichten über dieses Ereignis. Dennoch fühle ich mich schier gar berufen ein paar Zeilen Header hier reinzuschreiben,...